Demokratie und Menschenrechte bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen

Wie kann die Vergabe von Sportgroßveranstaltungen verbessert werden? Auf dem Play the Game Kongress und auch im Bundestag fand eine kritische Auseinandersetzung mit der Fußballweltmeisterschaft an Katar und auch der FIFA selbst statt.

Die Vergabeprozesse von Sportgroßveranstaltungen stehen seit Jahren im kritischen Fokus von  Öffentlichkeit, zahlreicher NGOs und auch der Politik. Nun befassen sich sowohl der Sportausschuss im Bundestag als auch der internationale Play the Game Kongress im dänischen Odense mit der kommenden Fußballweltmeisterschaft in Katar und der Frage, was in Zukunft besser gemacht werden kann.

In seiner 13. Sitzung befasste sich der Sportausschuss in dieser Woche im Bundestag mit der anstehenden FIFA Weltmeisterschaft, zahlreiche Expert*innen waren dazu eingeladen. Diese zogen insgesamt ein gemischtes Fazit bezüglich der Vergabe an Katar. Auch wenn dem Land Fortschritte nach den öffentlichen Protesten attestiert wurden, bestehen Zweifel an der Nachhaltigkeit der angestrebten Veränderungen im Bereich der Einhaltung der Menschenrechte. In der Kritik stand dabei auch der Vergabeprozess von Sportgroßveranstaltungen als solcher. Bei der Vergabepraxis, so die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Luise Amtsberg, müsse es für die Zukunft „dringlich ein Umdenken“ geben. Diese müssten sich „in Zukunft strikt nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte richten“. Thomas Beschorner vom Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen forderte, FIFA und der DFB hingegen sollten sich von der Rhetorik verabschieden, die Demokratisierungsprozesse durch sportliche Großveranstaltungen vermutet: Dafür gebe es keine wissenschaftliche Evidenz. Auf der Play the Game Konferenz ging man mit der Kritik an FIFA und IOC noch einen Schritt weiter. Der ehemalige FIFA-Kontrolleur Miguel Maduro forderte eine externe, unabhängige Behörde „die zumindest die Einhaltung von Grundprinzipien integrer Führung überwacht. Ob sie sich an echte demokratische Wahlen halten, ob sie Frauen nicht diskriminieren“ und mehr Demokratie im Sport-System. Auch Jules Boykoff, Politik-Professor von der Pacific University in Oregon, USA bescheinigte die Notwendigkeit einer Demokratie-Infusion für den Sport. Eine stärkere Beteiligung von Athlet*innen und Fans könne den Wandel unterstützen, so der Tenor.

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