„Sport vereint und hat eine präventive sowie sozialgesellschaftliche Funktion“
Der Bundesverband der Deutschen Sportartikelindustrie e.V. geht neue Wege. Das zeigt sich nicht nur inhaltlich im Rahmen einer Neuausrichtung, sondern auch optisch, indem man einen modernen Look anstrebt.
BSI-Geschäftsführer Stefan Rosenkranz im SAZsport-Gespräch über neue Strukturen, die Bedeutsamkeit der Mitglieder und das optische BSI-Facelift.
Der BSI plant nicht nur optisch ein Facelift – auch die Gesamtstrategie wurde überarbeitet. Was wird sich ändern?
Wir streben für die nächsten fünf Jahre inhaltlich eine klare Strategie an, in welche Richtung sich der Verband entwickeln soll und wollen diese dann auch in der Kommunikation und Außenwirkung darstellen. Das bedeutet für die Mitglieder natürlich Einiges an Neuerungen, Einiges an Mehrwerten und Einiges an Vorteilen. Die Zufriedenheit unserer Mitglieder steht für uns als Verband an erster Stelle. Dazu kommen auch Ängste, Sorgen und Anregungen, die wir ernst nehmen möchten und müssen. Wenn wir über Mehrwerte sprechen, dann setzen wir auch in Zukunft verstärkt auf die Beratung und Vertretung der Mitglieder in rechtlichen Fragen und wettbewerbsrechtlichen Fällen. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine schnelle Kommunikation zu aktuellen branchenspezifischen Fragen ist, ebenso wie ein schneller Zugang zu einem Team von Experten im Verband bzw. zu mit uns verbundenen Organisationen. Die Förderung von Forschung im Rahmen der Normungsarbeit und Produktsicherheit sehen wir als selbstverständlich an.
Was denken Sie, wo liegt die Motivation, Mitglied im BSI zu werden?
Wir haben jetzt schon ein Netzwerk aus 350 Kollegen und Kolleginnen aus der Branche. Das ist natürlich enorm. Wenn es um das Thema Lobbying geht, werden wir in Zukunft schlagfertiger und einflussreicher auftreten – so z.B. auch beim Thema Politik und Gesellschaft in Verbindung mit Sport. Wir decken zudem Themen wie Seminare, Workshops, Konferenzen und Fortbildung jetzt schon ausreichend ab, wollen hier jedoch in Zukunft noch mehr investieren, ebenso auch beim Thema Fortbildungsmanagement. Neben einer Ausbildung zum Digital Sports Business Manager wollen wir zukünftig noch weitere Lehrgänge für andere wichtige Themengebiete anbieten – so z.B. für den Bereich Nachhaltigkeit. Es findet jetzt schon ein intensiver Austausch unter den einzelnen sechs Fachbereichen statt – Wintersport, Outdoor, Reitsport, Wassersport, Turn- und Sportgeräte sowie Teamsport. Wir halten regelmäßig Fachgruppenmeetings ab, um uns über branchenrelevante Themen auszutauschen. Diese streuen wir seit kurzem auch über einen internen Newsletter, zudem stehen wir gerade in den Startlöchern, um ein Expertenteam aufzubauen – vor allem zu den Themenfeldern Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Sport in der Gesellschaft. Ich denke schon, dass dieses Komplettpaket ein enormer Mehrwert ist, für uns als Verband ebenso wie für unsere Mitglieder. Darum möchten wir mit diesen Inhalten und der neuen Strategie vor allem zukünftig auch neue Mitglieder innerhalb der Sportartikelindustrie gewinnen – denn dann werden wir noch stärker im Auftritt bei Politik und Gesellschaft.
Neu ist, dass wir ab diesem Jahr auch eine Start-Up Mitgliedschaft anbieten. Das bedeutet, dass wir es jungen Unternehmen der Sportbranche ermöglichen, das Netzwerk aus Erfahrung und Know-How des Verbandes für 3 Jahre zu nutzen.
Wie lässt sich die BSI-Gesamtstrategie kurz und knapp beschreiben?
Diese lässt sich auf drei Säulen verteilen. Sport in Politik und Gesellschaft, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Unter diesen drei wichtigen Punkten findet man alles, was wir unter Service und Dienstleistungen anbieten (Fortbildung, Ausbildung, Weiterbildung, Seminare, Workshops, etc.). Über allem haben wir in Zukunft den Anspruch, diese Aspekte nach außen sichtbar zu machen. Das heißt auch, dass wir uns in unserer Darstellung nach außen deutlich moderner und zeitgemäßer präsentieren möchten – angefangen bei der Sprache, Tonalität bis hin zu einem neuen Logo, mit dem wir kommunizieren werden.
Wenn wir von den drei Themensäulen sprechen – wie versteht der BSI das Thema Sport in der Politik und in der Gesellschaft? Was muss hier passieren?
Wir haben uns während der Corona-Pandemie mit Briefen an die Landesregierung, an die Kommunen und an politische Vertreter gewandt und versucht auf die Problematik hinzuweisen. Dabei ging es uns in erster Linie darum, die Sensibilität im öffentlichen Raum zu stärken, sich darum zu kümmern, Sportstädten ein Stück weit wieder für die Jugend zugänglich zu machen. Sport hat präventive und sozialgesellschaftliche Funktionen, die man nicht vernachlässigen darf. Sport muss wieder in die Köpfe und Herzen der Menschen zurückkehren, denn gerade in den letzten zwei Jahren ist die Inaktivität der Bevölkerung enorm gestiegen. Seit 2020 sind wir Mitglied der Hamburger Deklaration, die sich mit den Themen Sport, Sportmedizin und Bewegung beschäftigt. Auch hier lassen sich wiederum einzelne Themensäulen definieren, die wir in den Fokus rücken: Aktivität und Bewegung in der Gesellschaft, Gesetzesvorlagen (z.B. die Entwicklung des Lieferkettengesetztes) und Förderungen.
Was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter dem Claim „Mission Sport“?
Mit diesem Arbeitstitel wollen wir Lösungen und Ansätze finden, wie man Sport wieder zurück in die Gesellschaft bringen kann. Es gibt in den einzelnen Bereichen bereits tolle Projekte, wie u.a. Dein Winter. Dein Sport oder It´s great out there. Der Plan ist nun, unter dem zukünftigen Kampagnentitel „Mission Sport“ eine Dachkampagne für Sport und alle Sportarten aufzusetzen – mit dem Ziel Sport und Bewegung in die Breite der Gesellschaft zurück zu bringen. Hier sind wir gerade am tüfteln, welche Stakeholder wir für dieses Projekt mit ins Boot holen könnten. Auch hier geht es am Ende des Tages natürlich um Prävention und Gesundheitsvorsorge… und daher muss Sport auch auf der Agenda der neuen Bundesregierung weiter oben verankert werden.
Wie ist hier die Vorgehensweise?
Wir werden einen Lobbyisten, einen Referenten für Politik und Gesellschaft im BSI engagieren, der von Berlin aus agieren und damit auch die entsprechende Nähe zur Politik und auch zum Thema haben wird.
Die zweite wichtige Säule beschäftigt sich mit CSR und Nachhaltigkeit. Was ist Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig?
Zum einen ist das Thema momentan ein Megatrend in der Gesellschaft, aber natürlich auch in punkto Sportartikel und -produkte. Als Sportler haben wir eine doppelte Verantwortung gegenüber der Natur, in der wir uns die meiste Zeit aktiv bewegen. Dazu kommen Branchenbereiche wie z.B. das Outdoorsegment, das in der Entwicklung führend ist – deswegen werden wir zukünftig noch enger mit der EOG (European Outdoor Group) zusammenarbeiten, um auch dort die primären Themen für den deutschen Markt und die deutsche Sportartikelbranche voranzutreiben. Wir haben schon einige Projekte am Laufen, wie z.B. Textile Mission oder Glaukos. Auch beim Thema Nachhaltigkeit sind uns drei Bereichen besonders wichtig: soziale Verantwortung, Klima- und Umweltschutz sowie Kreislaufwirtschaft. Gerade in der Kreislaufwirtschaft können wir in der deutschen Sportartikelbranche zum Vorreiter für andere Branchen werden. Das ist unser Ziel.
Fehlt als dritte wichtige Säule noch das Thema Digitalisierung – wo setzt der BSI hier den Fokus?
Mit dem BSI Sport Clearing Center können Sportartikelhersteller – unabhängig von einer Mitgliedschaft - mit nur einer Schnittstelle viele Handelspartner erreichen und zwar ohne Transaktionskosten oder Volumengebühren. Händler wiederum können bei Anbindung mit allen angeschlossenen Sportartikel-Herstellern unbegrenzt Ihre elektronischen Geschäftsdokumente austauschen. In den letzten Monaten haben wir gemeinam mit dem VDS das Start-Up Sportshop.Cloud auf dem Weg in die Kooperation mit der Fashion Cloud begleitet. Der Transfer von Produktdaten und Content von Herstellern an den Handel wird nicht nur immer wichtiger, sondern er ist nach wie vor eine der größten Herausforderung in der Zusammenarbeit der Partner. Fashion-Cloud unterstützt in diesem Bereich bislang vor allem Modemarken und den Fashion-Handel. Durch die Zusammenarbeit mit dem Start-up Sportshop.cloud, der Content für Sport- und Outdoor-Händler liefert, sollen nun neue Synergieeffekte für die gesamte Sport- und Outdoor-Branche entstehen und genutzt werden. Zum anderen bieten wir erstmalig einen Ausbildungslehrgang zum Digital Sports Business Manager in Kooperation mit der Munich Business School und der SAZsport an. Generell fokussieren wir uns zukünftig beim Thema Digitalisierung auf drei Punkte: Datenmanagement, E-Commerce und die digitale Entwicklung.
Zudem soll es ein ausführliches Facelift geben – sprich neues Logo, neue Bildsprache – wo soll es hingehen?
Die Welt hat sich gedreht und man sieht, wie sich Dinge verändert haben – deswegen wollen wir uns auch optisch als Verband neu ausrichten. Die Inhalte sind klar, jetzt geht es darum unsere Markenvision auch optisch entsprechend anzupassen. Wir sind der Meinung, dass sich der Markenwert des Bundesverbandes aus seiner Bekanntheit und dem damit verbundenen Image ergeben muss. Schon die drei Buchstaben BSI haben uns vor eine gewisse Herausforderung gestellt, denn über welches BSI sprechen wir denn eigentlich? Sprechen wir über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik oder den Bundesverband der deutschen Spirituosen-Industrie, um nur einige Beispiele zu nennen? Ums so wichtiger ist für uns eine klare Kommunikation, damit der BSI zukünftig sofort mit dem Thema Sport in Verbindung gebracht wird.
Für was steht denn der BSI, welche Visionen werden verfolgt?
Ich denke, hier kam uns die Pandemie sogar zugute – denn das gemeinsame Auftreten einer Sportartikelbranche in Richtung Politik und Gesellschaft ist heute wichtiger denn je und wird auch in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Hier kommt der Claim „Sport vereint“ ins Spiel, denn Sport vereint uns als Branche, aber auch in der Gesellschaft. Wir wollen als Verband Sportartikelunternehmen unterstützen, die ihr Business verbessern möchten, und zwar durch wirkungsvolle Erkenntnisse und nahes Handeln. Mit einer gemeinsamen Stimme wollen wir die Interessen von morgen antizipieren. Wir haben als Verband das entsprechend Netzwerk, um die Branche zu unterstützen.
Wie setzt der Verband die Neuausrichtung optisch um?
Ganz klar – die Punkte Tonalität und Design spielen hier natürlich eine wichtige Rolle. Wir nutzen generell viel Bildmaterial von unseren Mitgliedern. Die Herausforderung bestand letztendlich darin, diese auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dafür haben wir uns intensiv mit dem Thema Farbe, das Emotionen weckt, beschäftigt. Die Entscheidung fiel schließlich auf einen Grünton. Warum? Weil diese Farbe kaum verwendet, in Zukunft noch leichter dem Verband zugeordnet und zum anderen weil grün gerne mit Natur, Rasen, Fußballplatz assoziiert wird. Auch in unserer neuen, modernen Bildsprache werden wir den Grünton in Zukunft mit einfließen lassen. Neben einem neuen Logo, einer neuen Bildsprache passen wir auch unseren Webauftritt entsprechend an den neuen Look und die neue Ausrichtung an.
Das Interview zur Neuausrichtung des Verbandes wurde sowohl in der Printausgabe der SAZsport (SAZsport 9 / 6.9.2021) als auch im SAZsport Newsletter vom 17.09.2021 veröffentlicht.
Das Interview in der SAZsport Printausgabe vom 06.09.2021 finden Sie hier.
Die im SAZsport Newsletter veröffentlichte Onlineversion finden Sie unter diesem Link.